Der Geist in der Straßenlaterne

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Straßenlaterne bei Nacht

Die folgende moderne Sage erzählte mir ein Besucher im Herbst 1991 am Rande einer Erzählveranstaltung in Bochum:

Wieder flackerte die Straßenlaterne, fiel kurz darauf ganz aus und entbrannte nach einiger Zeit so plötzlich wie sie vorher verloschen war. Dieser merkwürdige »Wackelkontakt« ließ sich auch durch mehrfaches Auswechseln der Leuchtröhre nicht beheben. »Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu!«, sagten die Passanten und gruselten sich, wenn sie vorübergingen. Die Anwohner erklärten sich das seltsame Geschehen wie folgt:

Bei Krupp in Bochum an der Gahlenschen Straße wurde in Hochöfen während mehr als hundert Jahren »Stahl gekocht« und verarbeitet. Die Tätigkeit an und auf den Öfen war schweißtreibend, anstrengend und gefährlich.

Nicht selten fiel ein Stahlarbeiter bei der Sichtkontrolle des Mischungsverhältnisses von Koks, Eisenerz, Kalk,... oben auf dem Hochofen, betäubt durch die Gichtgase, ohnmächtig in denselben und wurde somit Teil der Bestückung. Einst wurde aus diesem »angereicherten« Stahl eine Straßenlaterne gefertigt. Kein anderer als der Geist eines auf diese Weise zu Tode gekommenen Stahlarbeiters soll in dem Leuchtmasten gehaust und ihn zum Flackern gebracht haben.

Gahlensche Str. (WGS 84: 51.487567° 7.19455°)

Literaturnachweis

  • Mündlich, Tradenten sind im Text angegeben.


Eckbert Aust Leiter GWS http://ghost-watching-scientist.npage.de/ verfasste im September 2014 einen Bericht zu dieser Sage, nachdem er das Phänomen eingehend vor Ort untersucht hat.

Herr Aust mailte am 9.9.2014 dem Leiter des Instituts f. Erzähforschung im Ruhrgebiet:

Hallo Herr Sondermann,

wie versprochen möchte ich ihnen eine Rückmeldung zu o.g. Fall geben, da wir die Untersuchungen abgeschlossen haben. Fazit: Das Phänomen konnte wiederlegt werden. Entweder ist es vergangen oder es hat nie existiert.

Zunächst haben wir eine Umfrage unter den Anwohnern gestartet, bei der leider nur 17 Personen mitgemacht haben. 8 gaben an, dass Phänomen nicht zu kennen, 9 enthielten sich der Aussage mit der Begründung, dass sie die Straße nur mit ihren PKW befahren und durch die Bäume an der Straße sie die Lampen während der Fahrt nicht zu sehen vermögen. Da ich mit meiner Gruppe nach der Umfrage vor Ort war um die Sachlage selbst zu überprüfen, kann ich diese Aussage nur bestätigen. Bei dieser Begehung haben wir alle Lampen begutachtet und EMF-Messungen durchgeführt, welche jedoch nicht signifikant ausfielen, da alle Lampen im Bereich von 0,4 - 14 (!) Gauss strahlten. Diese Abweichungen sind zu hoch, um realisitische Aussagen zu treffen und hängen wohl mit der Bauart zusammen, da es sich um Natriumleuchststofflampen handelt. Bei der Begehung stellten wir zwei defekte Lampen fest: die 10. Fußgängerlampe (vom Beginn der Straße gezählt) und eine Straßenlaterne an der vorletzten Kreutzung der Gahlenschen Straße. Diese leuchteten überhaupt nicht, was jedoch nicht der Beschreibung des Phänomens entspricht.

Zwei Tage später kontaktierte ich die Stadtwerke diesbezüglich und fragte diese zugleich, ob sie etwas von jener Geisterlaterne sütten.

Vor zwei Wochen erhielt ich die Antwort, in welcher die Stadwerke mir mitteilten, dass es bei Natrium-Lampen üblich sei, dass diese zu flackern beginnen, wenn der Leuchtstoff verbraucht ist, weshalb die Lampen aller zwei Jahre gewwechselt wurden. Auch teilten sie mir mit, dass die betreffenden Lampen in der Gahlenschen Straße gewechselt wurden und dass sie von einer Lampe, die trotz Reperatur flackere, nichts wüssten.

Am 06.09.14 war ich erneut vor Ort um mich zu vergewissern, dass die Lampen tatsächlich funktionstüchtig waren, was ich nur bestätigen kann.

Daher würde ich den Fall als abgeschlossen und widerlegt betrachten.

Ich danke für ihre Unterstützung und senden ihnen viele freundliche Grüße,

Eckbert Aust Leiter GWS http://ghost-watching-scientist.npage.de/



Hier finden Sie: Gahlensche Str. (51.487567° Breite, 7.19455° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Bochumer Sagenbuch.
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.




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